13.10.2021. Der Ort Wolframs-Eschenbach liegt 18 Kilometer südlich von Ansbach, nicht weit von Nürnberg. Er hat 122 Einwohner, ist aber weltberühmt als Geburtsort des Dichters Wolfram von Eschenbach (1170 – 1220), den Autor des mittelalterlichen Ritterromans „Parzival“. Das war auch die Vorlage für Richard Wagners letztes Werk „Parsifal“. Das Textbuch ist im Vergleich zum Roman stark gekürzt und voll eigener Erfindungen des Komponisten, durchdrungen von einer Musik, die wie aus einer anderen Welt klingt.
Vor dreißig Jahren war ich zum letzten Mal in dem kleinen Ort, dessen Stadtmauer in 20 Minuten umkreist werden kann. Aber auch hier spielte die geographische Situation keine Rolle, weil die Gedanken voll waren von dem Gehörten und Gelesenen. Die Ritter in Wolframs heiligem Gralstempel waren dem Vorbild der südfranzösischen Katharer nachempfunden. Über deren Tragödie und das Schicksal der mittelalterlichen Ketzer, die von der römischen Kirche auf Scheiterhaufen verbrannt wurden, gibt es hier18 eigene Artikel:
https://luft.mind-panorama.de/?s=katharer&x=18&y=7
Der Ort hat ein historisches Wirtshaus, die „Alte Vogtei“. Dort kann man günstig übernachten tagsüber Spaziergänge machen und den Abend beim Bier verbringen, dessen Krüge damals mit Motiven des Dichters geschmückt waren. Nicht weit war ein Teich mit einem einsamen Schwan. In der Ortsmitte stand ein überlebensgroßes Denkmal mit einem Schwanenritter und dem Buch-Zitat: „Vom Wasser kommt der Bäume Saft. Getrunken, gibt das Wasser Kraft aller Kreatur der Welt. Wasser hat den hellsten Schein, so dass kein Engel heller kann sein.“ Im Wasser der Ozeane entstanden die ersten Lebewesen und entwickelten sich langsam fort. Im Ur-Element des Wassers beginnt auch Richard Wagners „Rheingold“. Das ist ein monumentales Gleichnis über den Anfang und den Untergang der Welt.
Verlässt man die Ortsmitte, erlebt man einen Spaziergang durch genauso kleine Ansiedlungen. Damals war Vorweihnachtszeit. Im hellen Nachmittagslicht ging es los. Unterwegs tobte ein Schneesturm bei Merkendorf, in einem alten Wirtshaus dröhnten die Stimmen der Gäste. Dann wurde es wieder hell. Diese wenigen Bilder prägten sich unvergesslich ein, weil sie eng verknüpft waren mit vielen anderen Assoziation der Jahre davor.
Seitdem habe ich den Ort nie wiedergesehen, aber auch nie vermisst. Alle Lebensabschnitte gehen vorbei, auch die schlimmsten. Unverändert bleibt der Charakter der Menschen, mit schwarzen Abgründen und hellem Licht auf der Spitze der Hochgebirge. Das findet man in keinem Reiseführer, sondern nur mit eigen Augen und Ohren. Das Gedächtnis speichert nicht nur die Oberflächen, sondern im Unterbewusstsein hat Sigmund Freud ein eigenes Universum entdeckt, das nur schläft und auf Signale warte, um wieder aktiv zu werden. Im Guten und im Schlechten. Im Lauf von Jahrzehnten lernt man, das zu bewerten, auszuwählen oder deutlich zu vermeiden.
Daraus entstehen die größten, voraussehbaren und vermeidbaren Probleme. Die Hauptaufgabe der Justiz ist es, das zu dämpfen. Über die Fehler dabei habe ich schon oft geschrieben. Sie kommen auch aus der Elektronik, der Datenverarbeitung, aber das ist auch der Schlüssel für ihre Auflösung. Je nachdem, wer die Hebel in der Matrix schaltet, der Steuerzentrale des menschlichen Handelns. Die Qualitätsbewertung ist eine große Aufgabe der Zukunft, die immer schneller gelingen kann. Wenn sich die Denkmethoden ändern.
Wer die Welt der Gralsritter musikalisch erleben will, kann das hier, bei der „Gralserzählung“