6.9.2021. Wer erzählt, er habe ein Wunder erlebt, kann damit rechnen, dass er ausgelacht wird. Wenn es ein „blaues Wunder“ ist, bricht Mitleid aus. Denn dann hat er Pech gehabt oder ist hereingelegt worden. Wenn ich gelegentlich von Wundern erzähle, sind das meistens Bild-Symbole, ganz alte Zeichen, die man übersetzen kann. Heute ist ein tatsächliches Wunder an der Reihe, aber es bleibt nicht mit geheimnisvollem Nebel einfach in der Luft hängen, sondern wird auch erklärt. Die Auflösung kommt am Ende dieses Kommentars, aber bis dahin soll es auch für ein Minimum an Neugier sorgen.
Gestern habe ich unter dem Titel „Schaulaufen der Filmstars“ über einen bekannten Regisseur berichtet, aber die Sache so verschlüsselt, dass bis heute nur er selbst darauf kommen kann, wer gemeint war. Oder seine Kollegen, wenn er herumplaudert. Fauler Zauber also frei erfundene Reklamesprüche und Phantastereien, sind hier nicht erwünscht, können aber analysiert werden. Wie sie funktionieren. Und warum dass bei den größten Problemen helfen kann.
Jetzt geht es um eine bekannte Stadt, die nicht zu erkennen ist. Alle Informationen dazu stimmen, aber sie haben Lücken. Die Stadt habe ich schon 1970 besucht. Aber erst nach über 15 Jahren habe ich dort das Wunder erlebt. So war es geplant. Leider gab es ein paar Seifenblasen im Blickfeld, die platzten. Und dann konnte man Alles ganz genau sehen. Sogar tief in das Innenleben schauen und die Matrix betrachten, die Schaltzentrale.
Der heute geschilderte Tag war auch im Hochsommer. 1996, also zehn Jahre später. Viele Besucher strömten durch die Straßen. Das Fremdenverkehrsamt hatte trotzdem sofort einen Vorschlag für die Übernachtung. Direkt am Markt, neben der Polizeiwache, wohnte ein älteres Ehepaar, das ein Zimmer vermietete. Es war ihr eigenes Schlafzimmer, sie selbst ruhten unsichtbar, auf der Wohnzimmercouch. Über dem großen Doppelbett hing ein eingerahmter Spruch: „Die Treue kommt zuletzt zuerst.“ Das heißt, die beiden hatten in ihren ersten Ehejahren gegenseitig nichts anbrennen lassen. Sie gaben auch gern Auskunft, wo man gemütlich den Rest des Abends verbringen konnte. In einem kleinen Biergarten. Und der Sohn war Chefkoch in einem Traditionslokal. Dort sollten wir morgen, in der einstündigen Pause, ein Abendesen reservieren, und das kam dann auch sehr pünktlich auf den Tisch.
Am nächsten Tag sollte das Wunder passieren. Mittags war ich schon in der Nähe, und eine berühmte Künstlerin kam mir entgegen. Den überraschten Gruß erwiderte sie freundlich, aber kannte mich natürlich nicht. Also gab es auch kein Gespräch, das ihr sicherlich gefallen hätte. Denn ich kannte ihre Auftritte, schon seit dem Beginn ihrer Weltkarriere, in Wien und New York. Hier fiel sie aber kaum auf, weil viele ihrer bekannten Kollegen auch da waren. Und weil die restlichen Stadtbewohner sich nicht dafür interessierten. Es sei denn, man konnte damit gutes Geld verdienen.
Nachmittags waren alle Plätze reserviert, ohne Karte musste man draußen bleiben. Leider war es schrecklich langweilig. Die Bilder, die man sah und die Musik wurde von einem Langweiler dirigiert. Vor der zweiten Pause saß neben mir eine vornehme ältere Dame, die plötzlich einschlief. Ihr elegant frisierter Silberkopf senkte sich ganz langsam auf meine Schulter. Zwanzig Minuten lang, bis zur Pause, habe ich mich nicht gerührt. Dann kam der Beifall, und ich bin abgehauen. In einem Wienerwald-Hähnchenlokal habe ich auf meine Reisebegletung gewartet und bekamm dann zu hören, „Die alte Dame wurde von ihren eigenen Nachbarn gefragt, was sie mir denn angetan hätte“, so das ich nicht mehr zurück kam.
Das war der erste Grund für ein lautes Gelächter an diesem Tag. Danach haben wir uns am Markt in einen zweiten „Wienerwald“ gesetzt. Um Mitternacht geisterte dort nur noch eine Reinigunsgkraft herum. Aber sie servierte ein Bier und betonte, wir könnten noch so lange sitzen bleiben wie wir wollten. Den ganzen Abend konnten wir also noch einmal ausführlich durchkauen. Aber im Jahr 2008, also zwölf Jahre später, musste ich mir anhören: „Schenk mir nie wieder eine Karte“. Schon in der ersten Pause wurde sogar mit einer sofortigen Abreise gedroht. Danach habe ich meine zweite Karte nur noch an solche Leute verkauft, die vergeblich vor der Tageskasse warteten. In den Pausen ergaben sich daraus interessante Gespräche, aber auch Erkenntnisse darüber, wer da plötzlich auf dem Nachbarplatz saß. Zum Beispiel ein Mitarbeiter, der das Haus hätte kostenlos betreten können.
Und jetzt kann man, wie bereits versprochen, auch einfach nur den Namen dieser Stadt sagen: Bayreuth in Oberfranken, das geistige Zentrum von Richard Wagner (1813 – 1883). Sein Ansehen hat, bis heute, niemals Schaden genommen, und das versteht man auch bei den ersten Artikeln dieser Webseite. Oder beim Stichwort „Die Deutung der Symbole“, direkt unter diesem Text.
.