2.12.2020. Wie redet man mit Verstorbenen? Da gibt es viele Angebote. Man zahlt einen Geldbetrag. Dann fragt der Vermittler den Kunden aus. Anschließend verdreht er die Augen, legt die Hände auf den Tisch und flüstert: „Ja, ich höre dich. Onkel Hans. Dein Neffe ist da. Er hat sich mit dir gestritten, aber bitte verzeih ihm. Hast du ihn wirklich nicht in deinem Testament erwähnt? Nein. Das ist schade.“ Der Kunde ist über diese Auskunft nicht erfreut, aber sie kam ja direkt aus dem Jenseits. Dann musste sie richtig sein. Falsch. Denn Neffe Hans ist auf einen Betrüger hereingefallen und hat dafür auch noch gezahlt.
Das ist kein Einzelfall, sondern eine ganze Firmenbranche verdient gut damit, dass es einsame und ängstliche Menschen gibt. Sie zahlen, auch wenn gar nichts dabei herauskommt.
Jeder Glaube ist naturwissenschaftlich nicht nachweisbar, darum fischen Viele gern im Trüben. Politiker machen das täglich. Große Werbefirmen. Die angeblich besten Freunde. Die Hexenverbrennungen vor fünfhundert Jahren waren meistens die Folge von Denunziationen und Geschwätz in der Nachbarschaft, um alte Rechnungen zu kassieren oder aus Bosheit schweren Schaden anzurichten. Und weil oft die Fakten nicht genau geprüft wurden, glaubten die Richter das auch. Bis der Jesuit Friedrich Spee der Praxis der brutal zusammenphantasierten und gelogenen Hexenprozesse entgegen trat und damit entscheidend beitrug, zum Ende des Hexenwahns in Deutschland. Sein Buch „Cautio Criminalis“ wurde 1631 gedruckt, also schon vor fast vierhundert Jahren.
Falsche Beschuldigungen, Vortäuschen falscher Tatsachen. Damit ging es für Einige schon in der Schule los. Wer faul und dumm war, schrieb beim Sitznachbarn heimlich ab statt selbst zu lernen. Schleimer, Ja-Sager und Schönlinge arbeiteten mit faulen Tricks. Im Beruf schlichen sie an den Chef heran. Wer am meisten lächelte und gehorsam nickte, bekam gute Beurteilungen, Prämien und Beförderungen. Die fleißigen Mitarbeiter wurden ignoriert, ausgenutzt oder mit Psychoterror gemobbt. Am Ende gab es nur noch die Wahl, dass die Einen das Handtuch warfen oder die Betrüger gingen. Danach ging es der Firma gut. Oder immer schlechter.
Schöne Menschen werden durch ihre natürlichen optischen Vorzüge begehrt und bewundert. Das Innenleben ist aber manchmal nicht so schön. Ein Charakter ändert sich nicht. Wer betrügt und lügt, macht das immer wieder, wird dabei aber raffinierter und täuscht meisterhaft. Getarnte, nach außen unsichtbare Netzwerke können wirkungsvoll sein, aber sie überschätzen sich, denn sie zeigen Auffälligkeiten und hinterlassen viele elektronische Spuren, die jeder kriminalistische Profi leicht findet. Über die Ernte im Weinberg des Allmächtigen Herrn schreibt die Bibel: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Noch vor dem Jüngsten Gericht werden die schlechten Weintrauben weg geworfen.
Sogar mit Luft kann man zaubern. Plakate in den großen Städten locken zu Wunderheilern. Das zahlende Publikum sitzt in großen Hallen und schaut, befristet auf eine halbe Stunde, wie einzelnen Menschen die Bühne betreten und sie wortlos anstarren. Dabei entstehen Fernsehdokumentationen, die anschließend die Zuschauer befragen. Es kommt ja Niemand ohne Grund. Die meisten haben psychische Störungen. Sie berichten: „Bei dem Anblick spürte ich, wie eine starke Kraft mich durchströmte. Ich war plötzlich entspannt und voller Energie. Auch mein Körper zeigte das, Meine Bauchschmerzen waren plötzlich weg.“ Vielleicht hatte er danach stärkere Kopfschmerzen. Zum Lachen ist das nicht.
Wenn ich mit solchen Leuten zu tun bekam, habe ich versucht, sie zu beeinflussen und ihnen zu helfen. Das gelang dann nicht, wenn es geborene Verbrecher waren. Man kann ihnen aus dem Weg gehen, so weit es möglich ist. Aber sie landen am Ende in den tückischen Fallen, die sie sich selbst gebaut haben. Dabei war ich immer bekannt bei vielen Leiten, die gute Absichten hatten, und sie kennen auch die schlechten Zeiten, deren Gründe und Ursachen.
Macht man schlechte Erfahrungen, verstärkt sich ein natürlicher Schutzschild. Empfindliche Antennen werden immer wachsamer. Leider auch die Erkenntnis, dass es sich bei den Falschspielern nicht um eine Minderheit handelt, die aber für ihre Vorteile auch gut bezahlt, im Voraus. Das macht erpressbar, wie alle Straftaten. Damit noch mehr Zeitgenossen darauf ganz verzichten, braucht man ihnen nur diesen Kommentar zu geben. Und nicht auf eine Antwort warten.
Bei Enttäuschungen hilft gute Musik. Carlo Bergonzi singt: „Core `ngrato“ (Undankbares Herz).
https://www.youtube.com/watch?v=oTpZ1ednTmc
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