7.9.20. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland vom Wirtschaftswunder überrollt. Italien schaffte 1946 das Königreich ab, dafür begann die jahrzehntelange Herrschaft der demokratischen „Democrazia Christiana“. Ludwigs Erhards deutsches „Wirtschaftswunder“ war dynamisch, aktiv, erfolgreich. Verbot von Preisabsprachen. Anheizung des freien Wettbewerbs, der allgemeinen Konkurrenz, die für niedrige Preise sorgt und und der besten, ehrlich erworbenen Qualität gute Gewinne beschert. Förderung von Privateigentum durch staatliche Unterstützung. Hohe Sparzinsen. Verpflichtung der Reichen zur Unterstützung de Armen, durch Vermögenssteuern und Gewerbesteuern. Eine ganz neue Währung, die auch einen guten Einkaufswert hatte. Davon profitierten Verkäufe und Käufe. Nach zehn Jahrren standen im total kriegszerstörten Deutschland viele private Eigenheime, neue Autos, Bei der Fresswelle schlugen sich Alle die Bäuche voll.
Und dann kam die Reisewelle. In der östlichen DDR saßen die Bewohner wie in einem riesigen Gefängnis, überwachten sich gegenseitig und hatten trotzdem leere Verkaufsregale und lange Warteschlangen, Jahrelange Wartezeiten für Haushaltstechnik oder andere Anschaffungen, bei denen oft das verfügbare Geld zu knapp war.
Die westdeutsche „Reisewelle“ steuertedirekt in das nächste Land, wo es viel Sonne, alte Städte, Kultur rund um die Uhr gab. Und das Meer! Das gab es von Berlin bis Hamburg gar nicht. Rimini an der Adria, vorher ein armes Fischerdorf, stellte massenweise Liegestühle und neue Hotelbetten auf. Das Meer hieß jetzt „Mare Teutonicum“, deutsches Meer. Aber die Gewinne der KLenunternehmer blieben überschaubar.
Da wurden nicht nur die Eisverkäufer und Pizzaläden aufmerksam. Auch die italienische Regierung wachte auf ! Schnell gab es es „Gastarbeiter-Abkommen. “ Dicke Veträge, von höchsten Staatsbeamten persönlich unterzeichnet. Vor Allem die teuren Einwohner der bitter armen Landbevölkerung südlich von Neapel wanderten aus und bekamen faire, anständig bezahlte Arbeitsplätze in ganz Westdeutschland. Die nicht auswandern wollten, hatten rund um Rom und Florenz insgesamt viel mehr römisches Staatsgld für eigene Investitionen. Dazu flossen Milliarden Subventionen aus Europa nach dem Süden (Mezzogiorno = Mittag). Weil aber das Geld damals noch mit handgemachten Kutschen transport wurde kam es nur in Bruchstücken an das Ziel oder gar nicht bei den Empfängern an, sondern verschwand einfach unterwegs, spurlos. Immer noch ein ungelöster Fall für das „Aktenzeichen XY“, wo auch italienische Ermittler zuschauen. Außerdem schickten die Gastarbeiter mühsam ersparten Arbeitslohn an die zurückgelassenen Familien zu Hause. Daraus wurden dann manchmal große Wohngebäude in der Heimat, für die ganze Familie. Schlecht nur, wenn solche Grundstücke wertvoll waren, zum Beispiel erdbebensicher. Damit sparte man sich die Angst davor, dass die mehrstöckige eigene Immoblie nachts über den schlafenden Verwandten (Madre e Bambini) zusammenkracht. Auch das verstanden die Volksvertreter. Bürgermeister und ihre besten Freunde witterten fette Beute. Wer nicht freiwillig verschwand, bekam einen sinnlosen Kreisverkehr direkt vor die Haustür gesetzt. Oder ein Sozialheim für polizeibekannte Problemfälle. Oder einen riesigen Strom-Mast in den Garten, für den auch hundert Meter weiter viel Platz gewesen wäre.
Dieser Fall kostete schon viel Geld und wurde auf der folgenden Webseite ausführlich, schon seit 2005, von einem Betroffenen dokumentiert:
Trotzdem hat sich dort nichts Wesentliches geändert. Warum?
Die Verbesserungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch ein neues Freizeitzentrum in der Nachbarschaft, sind offensichtlich, und sie sind rasch in der Realität umzusetzen. Statt der bisherigen, nutzlosen Kosten könnten längst erhebliche legale Gewerbe-Einnahmen winken, für die rechtmäßigen Besitzer, für die einzelne Gemeinde und für den ganzen Staat. Offen sind dabei auch noch alle Entschädigungs-Fragen, denn dafür wurde bisher kein Euro von den Behörden gezahlt. Die Forderungen verjähren noch lange nicht, dazu kommen Zins und Zinsesinsen.
Solche Vergleiche haben überhaupt nicht den Zweck, Unterschiede in zwei Staaten und deren Regionen hochzuspielen. Im Gegenteil: Aus den Fakten sind Lösungsmöglichkeiten sofort erkennbar. Leider gibt es auch eine schädliche Form der Gewöhnung. Man findet sch mit allem Unrecht der Vergangenheit passiv ab, weil sich sowieso nichts ändert. Falsch! Jeder Fortschritt ist nur mit Veränderungen und Reformen möglich.
In diesem Zusammenhang gab es gestern ein ergänzendes Mail. Zitat: „1962 rollten die ersten Gastarbeiter nach Deutschland. Gleichzeitig tauchte dort ein neues Lied auf: „Zwei kleine Italiener“. Der folgende Crosslink zeigt das alte Original-Video: In Farbe, in einem Eiscafé. Die Mode der damaligen Zeit, als Süditalien alle Schätze nach Deutschland mitbrachte: Spaghetti, Pizza, Amore. Der immer noch aktuelle Text des Lieds: „Zwei kleine Italiener. Am Bahnhof, da kennt man sie. Sie warten jeden Tag auf den Schnellzug nach Napoli. Eine Reise in den Süden ist für Andere schick und fein. Doch die beiden Italiener möchten gern zu Hause sein. O Tina und Marina, wenn wir uns eimal wiedersehen, dann wird es wieder schön.“ Hier kann man das erleben:
https://www.youtube.com/watch?v=OpfJEo3LXF0
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